Die Brutzeit ist einer der wichtigsten Faktoren beim erfolgreichen Ausbrüten von Eiern. Ob Hühner, Wachteln, Enten oder Puten – jede Tierart hat ihre eigene Entwicklungsdauer und benötigt spezielle Bedingungen in Bezug auf Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Wendefrequenz. In diesem Leitfaden erfährst du alles, was du als Geflügelhalter oder Hobbyzüchter über Brutzeiten und optimale Brutbedingungen wissen musst.
Warum die Brutzeit entscheidend ist
Die Brutzeit – also der Zeitraum zwischen dem Beginn der Bebrütung und dem Schlüpfen – variiert je nach Vogelart. Sie hängt von der Größe des Eis, der Dicke der Schale und den physiologischen Eigenschaften des Embryos ab. Bereits kleine Abweichungen in Temperatur oder Luftfeuchtigkeit können die Entwicklung verzögern oder beschleunigen.
Ein gutes Verständnis dieser Faktoren ist entscheidend, um eine hohe Schlupfrate und gesunde Küken zu erreichen.
Durchschnittliche Brutzeiten verschiedener Geflügelarten
Hier sind die typischen Brutzeiten der gängigsten Nutz- und Ziergeflügelarten im Überblick:
- Huhn: ca. 21 Tage
- Ente: 28 Tage (bei Moschusente bis zu 35 Tage)
- Gans: 28–30 Tage
- Pute: 27–28 Tage
- Wachtel: 16–18 Tage
- Fasan: 24–25 Tage
- Perlhuhn: 26–28 Tage
- Taube: 17–19 Tage
- Sittich oder Papagei: stark variierend, zwischen 18 und 30 Tagen je nach Art

Diese Werte gelten bei idealen Bedingungen – bereits eine Abweichung von 0,5 °C kann den Schlupf um mehrere Stunden oder sogar Tage beeinflussen.
Optimale Bedingungen für das Ausbrüten
Temperatur
Die Bruttemperatur ist der wichtigste Faktor. Bei Kunstbrut liegt die ideale Temperatur in der Regel zwischen 37,5 °C und 37,8 °C.
Zu hohe Temperaturen führen zu Fehlbildungen oder vorzeitigem Schlupf, zu niedrige zu Entwicklungsverzögerungen.
Luftfeuchtigkeit
Die Luftfeuchtigkeit sollte während der ersten Phase der Brut bei etwa 45–50 % liegen und in den letzten drei Tagen – der sogenannten „Schlupfphase“ – auf 65–70 % erhöht werden.
Eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit kann dazu führen, dass die Schale zu hart wird und die Küken Schwierigkeiten beim Schlüpfen haben.
Wenden der Eier
Während der Brut müssen die Eier regelmäßig gewendet werden – im Durchschnitt 3–5 Mal täglich, um die gleichmäßige Entwicklung des Embryos zu gewährleisten.
Ab dem 18. Tag bei Hühnern sollte das Wenden eingestellt werden, da sich das Küken dann in die Schlupfposition begibt.
Natürliche Brut vs. Kunstbrut
Natürliche Brut:
Eine Glucke übernimmt alle Aufgaben selbst – sie reguliert Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Wendung der Eier instinktiv. Der Züchter muss nur für Ruhe und Sicherheit sorgen.
Kunstbrut:
Hier wird ein Brutapparat eingesetzt, der alle Bedingungen technisch simuliert. Das ermöglicht die Kontrolle über große Mengen Eier, erfordert aber Erfahrung und regelmäßige Überwachung.
Wichtige Tipps für Züchter
- Nur frische, saubere Eier verwenden. Alte oder beschädigte Eier reduzieren die Schlupfrate.
- Eier vor dem Einlegen bei Raumtemperatur akklimatisieren. So entstehen keine Kondensationsschäden.
- Regelmäßig kontrollieren. Temperatur und Feuchtigkeit täglich prüfen und dokumentieren.
- Nicht zu oft öffnen. Jede Öffnung des Brüters führt zu Temperaturschwankungen.
- Nach dem Schlupf Ruhe bewahren. Küken sollten erst herausgenommen werden, wenn sie vollständig getrocknet sind.
Häufige Probleme während der Brut
- Unregelmäßiger Schlupf: Meist durch Temperaturschwankungen verursacht.
- Tote Embryonen im Ei: Häufig Folge von zu hoher Luftfeuchtigkeit oder unregelmäßigem Wenden.
- Küken kommen nicht aus dem Ei: Zu niedrige Luftfeuchtigkeit oder zu harte Schale.
- Küken zu schwach: Unzureichende Nährstoffe im Brutei oder zu hohe Bruttemperatur.
Nach der Brut: Pflege der Küken
Nach dem Schlupf benötigen Küken eine Umgebungstemperatur von etwa 32–35 °C, die schrittweise gesenkt wird.
Frisches Wasser, ein hochwertiges Kükenstarterfutter und trockene Einstreu sind essenziell für ein gesundes Wachstum.
Fazit
Das erfolgreiche Ausbrüten von Eiern erfordert Geduld, Aufmerksamkeit und die richtige Technik.
Ob du natürliche Brut mit einer Glucke oder Kunstbrut mit einem Inkubator bevorzugst – entscheidend ist das genaue Einhalten von Temperatur, Feuchtigkeit und Brutdauer.
Wer die typischen Brutzeiten kennt und seine Tiere sorgfältig pflegt, wird mit vitalen, kräftigen Küken belohnt.
Externe Quellen für vertiefende Informationen
- Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung – Geflügelhaltung
- Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) – Richtlinien zur Tierzucht
- Veterinärmedizinische Universität Wien – Brutbiologie und Entwicklung von Geflügel
